Zuckersucht überwinden: 6 Tipps, um es zu schaffen
Die eine oder andere Konditorei nutzt den Begriff scherzhaft als Name für das Unternehmen und könnte bei dem einen oder anderen ein Schmunzeln auslösen. Doch wer ein Problem mit der Zuckersucht hat, dem ist das Lachen längst vergangen.
Die Sucht nach Zucker ist mit Nikotin-, Medikamenten- oder Drogensucht vergleichbar, zumindest was die körperlichen und seelischen Symptome angeht. Die gesundheitlichen Auswirkungen sind fatal. Manche Menschen sind scheinbar in der Lage, die Lust auf Süßes leichter zu kontrollieren auf andere.
Amerikanische Wissenschaftler fanden offensichtlich heraus, dass es für Zuckersucht auch genetische Ursachen gibt. Die Betonung liegt auf dem Wort auch, denn diese genetischen Ursachen sind kein Freibrief für ungehemmtes Schlemmen, auch andere Faktoren spielen eine Rolle.
Die Genetik
Der Belohnungsbereich im Gehirn ist des Rätsels Lösung. Essen ist Genuss und somit ein natürlicher und positiver Schlüsselreiz, der für die Ausschüttung von Dopamin, dem Glückshormon sorgt. Wissenschaftler des Oregon Research Institute fanden heraus, dass das sogenannte DRD2-Gen, welches auch beim Alkoholgenuss das Suchtrisiko erklärt, ebenso beim Zuckerkonsum verantwortlich ist. Die Intensität der wahrgenommenen Glücksgefühte wird dadurch bestimmt und somit der Heißhunger ausgelöst.
Funktionelle Magnetresonanztomographien brachten zutage, dass viele zuckersüchtige Jugendliche über weniger Dopamin-Rezeptoren verfügen, als ihre Altersgenossen. Auch ihr Belohnungszentrum im Gehirn war weit weniger ausgeprägt. Zur Stillung des Verlangens mussten sie größere Zuckermengen konsumieren, um eine gleichwertige Glückswirkung zu erzielen.
Aber selbst eine genetische Vorbelastung ist kein Grund, die Waffen zu strecken. Wer die Veranlagung in sich trägt, kann dem Heißhunger dennoch entgegenwirken. „Das Geheimnis der Gesundheit liegt, was die Mehrheit aller Krankheiten betrifft, nicht im Text der Gene, sondern in der Regulation ihrer Aktivität“, so der Freiburger Neurobiologe Joachim Bauer. Jeder hat es also selbst in der Hand, ob er sich von der Sucht beherrschen lässt oder nicht. Der Schlüssel liegt in jedem selbst.
Lesen Sie auch: Diät ohne Zucker
Hilfe im Kampf gegen Zuckersucht
Der Konsum von Zucker löst verschiedene körperliche Aktivitäten aus. Unter anderem wird der Blutzuckerspiegel schnell in die Höhe getrieben, aber ebenso schnell sackt er wieder ab. Die Bauchspeicheldrüse schüttet immer mehr Insulin aus, um die Körperzellen zur Aufnahme zu zwingen. Schließlich nimmt die Produktion überhand und Typ 2 Diabetes entsteht. Doch wie kann man für eine Regulierung sorgen? Wie kann man der Zuckersucht Herr werden? Hier einige Tipps:
- Wer den Blutzuckerspiegel konstant hält, ist vor Heißhungerattacken geschützt. Denn diese entstehen immer dann, wenn er mittels unnützem Haushaltszucker, der den meisten industriell hergestellten Lebensmitteln zugesetzt ist, den Blutzuckerspiegel sofort in die Höhe treibt. Der Organismus erhält einen schnellen Energieschub, der jedoch ebenso schnell wieder vorbei ist. Abhilfe schaffen gesunde Kohlenhydrate aus Vollkornprodukten bzw. in natürlichen Lebensmittel enthaltene Fruchtzucker, die den Blutzuckerspiegel nur langsam ansteigen lassen und den Körper für mehrere Stunden mit ausreichend und gleichmäßig Energie versorgen. Kleine Snacks zwischen den Mahlzeiten (z. B. ein paar Nüsse oder eine Handvoll Obst oder Gemüse) helfen bei kleinen Hungerattacken. Damit die Bauchspeicheldrüse zur Ruhe kommt, sollten Essenspausen von drei bis vier Stunden nach den Mahlzeiten so oft wie möglich eingehalten werden. Etwa drei Stunden vor dem Zubettgehen sollte man auf Essen verzichten, damit der Körper zur Ruhe kommen und die Fettverbrennung während des Schlafes einsetzen kann. Womit wir beim nächsten Stichwort sind.
- Wer auf Proteine setzt, hat weniger Heißhunger. Eine ausreichende Proteinversorgung am Tag wirkt langanhaltend und sättigend, sodass der Organismus weniger nach Zucker verlangt. Proteine wirken deshalb so lange sättigend, weil sie den Verdauungsprozess langsamer durchlaufen. Manche Eiweiße enthalten Aminosäuren (Tryptophan und Tyrosin), welche an der Bildung der sättigenden Botenstoffe Serotonin und Dopamin beteiligt sind. Enthalten sind Proteine (Eiweiße) in Hülsenfrüchten, magerem Fleisch, Fisch, fettarmen Milchprodukten, Pilzen und Getreiden. Zudem helfen Proteine des nachts Muskelmasse aufzubauen und Fettzellen zu verbrennen.
- So schwer es klingt, es ist der einzige Ausweg, vom Zucker loszukommen: Machen Sie einen Zuckerentzug! Ganz sicher werden Entzugserscheinungen zutage treten. Der Entzug in einer Gruppe (Freunde oder Familie) macht das Entkommen leichter. Spätestens nach drei Tagen Enthaltsamkeit gewöhnt sich der Körper an die verringerte Zuckerzufuhr und das Verlangen lässt nach. Nach dieser Radikalkur sollte man jedoch weitgehendst auf Industriezucker, süße Getränke (auch Alkohol), Süßigkeiten und Fertigprodukte (auch Wurst) verzichten und für seine Ernährung aus natürlichen Quellen schöpfen. Wer jedoch die Finger nicht vom weißen Zucker lassen kann wird feststellen, dass die Sucht zurückkehrt, vielleicht schlimmer, als je zuvor.
- Wer gestresst ist, hat’s schwer. Zucker wirkt aufgrund der im Gehirn stattfindenden Serotonin-Produktion beruhigend, das ist eine Tatsache. Daher ist es für gestresste Personen besonders schwierig, sich von der Zuckersucht zu lösen. Stresshormone sorgen für Heißhunger auf Zucker und Fett und fördern zudem die Fettspeicherung. Feste Essenszeiten ohne Naschattacken sind Voraussetzung für den Erfolg beim Entzug, außerdem ausreichende Ruhezeiten. Das eigene Bewusstsein spielt hierbei eine große Rolle.
- Wer genug schläft, kann regenerieren. Schlafstörungen stören nicht nur den Schlaf, sondern auch die Regeneration. Wer zu wenig oder schlecht schläft, nimmt schneller zu. Der Kräftemangel am Tag steigert das Verlangen nach Zucker (sozusagen als Trost).
- Gelüste werden mittels ausreichender Bewegung gedämpft. Wie wär’s mit einem täglichen Spaziergang?
Es ist ein Teufelskreis, aus dem man nur herauskommt, wenn man den festen Willen und das Durchhaltevermögen hat. Wer unter Zuckersucht leidet, führt kein normales Leben, denn ausgeglichene, nicht gestresste und zufriedene Menschen müssen sich nicht mittels Zucker trösten.
Doch jeder hat die Möglichkeit, zu einem solchen Menschen zu werden. Man erreicht dies jedoch nur, wenn man sein Leben unter die Lupe nimmt und den eigenen Wünschen anpasst. Das erfordert eine bewusste Entscheidung, deren Durchsetzung es dann auch hartnäckig zu verfolgen gilt.