Abnehmspritze dämpft Lustgefühl – Nimmt auch die Libido ab?

Abnehmspritzen wie Wegovy, Ozempic oder Mounjaro gelten als Wundermittel gegen Übergewicht. Doch neben dem schwindenden Appetit kann auch ein anderes Verlangen verschwinden – das nach Intimität. Immer mehr Expertinnen und Experten warnen: Die sogenannten Schlank-Spritzen können den Sexualtrieb deutlich dämpfen. Grund dafür ist nicht nur Müdigkeit oder Übelkeit, sondern offenbar ein Eingriff in die chemischen Prozesse des Gehirns, die Lust und Belohnung steuern.

Das Wichtigste in Kürze

  • Abnehmspritzen wie Mounjaro oder Wegovy können die Libido senken.
  • Der Grund liegt vermutlich in der Beeinflussung der Dopamin-Signalwege im Gehirn.
  • Lust und Belohnung teilen sich neuronale Netzwerke mit Appetitkontrolle.
  • Viele Betroffene berichten über verminderte Intimität während der Therapie.
  • Nach Absetzen der Spritze kehrt die Libido meist wieder zurück.

Warum senken Abnehmspritzen die Libido?

Abnehmspritzen dämpfen die Dopamin-gesteuerten Belohnungssignale im Gehirn, die sowohl Appetit als auch Sexualtrieb beeinflussen. Dadurch sinkt nicht nur das Hungergefühl, sondern auch die Lust auf Intimität.

Appetitzügelung mit Nebenwirkung: Der Libidoverlust

Abnehmspritzen wie Mounjaro oder Wegovy wurden entwickelt, um den Appetit zu kontrollieren und die Gewichtsabnahme zu fördern. Doch Studien und Erfahrungsberichte zeigen, dass die Medikamente nicht nur den Hunger, sondern auch die sexuelle Lust beeinflussen. Expertinnen und Experten vermuten, dass die Unterdrückung des Appetits auch Systeme im Gehirn dämpft, die für das sexuelle Verlangen zuständig sind. Die Folge: Viele Patientinnen und Patienten erleben weniger Lust, weniger Erregung und seltener sexuelle Motivation. Ursprünglich nahm man an, dass dieser Effekt auf Begleiterscheinungen wie Übelkeit, Verstopfung oder Müdigkeit zurückzuführen ist. Mittlerweile sehen Forschende jedoch einen tieferen Zusammenhang mit der Gehirnchemie. Der Botenstoff Dopamin spielt eine zentrale Rolle für Lust, Belohnung und Motivation – wird dieser Mechanismus gestört, wirkt sich das auch auf die Libido aus.

Wie die Medikamente auf das Gehirn wirken

Dr. Ryan Sultan von der Columbia University erklärt, dass die Medikamente die „Wege im Gehirn hemmen, die uns zur Nahrungsaufnahme treiben“. Diese Wege überschneiden sich mit jenen, die den Sexualtrieb steuern. Wird also das Verlangen nach Essen reduziert, kann auch die Lust auf Sex abnehmen. Der Effekt betrifft dabei nicht nur kurzfristige Triebe, sondern auch die Belohnungssysteme im Gehirn, insbesondere den sogenannten Nucleus accumbens. Dieses Areal ist für das Empfinden von Lust, Motivation und Suchtverhalten zuständig. Eine Reduktion der Dopamin-Aktivität kann somit zu einer allgemeinen Antriebslosigkeit führen – nicht nur beim Essen, sondern auch bei der Sexualität. Der Körper reagiert weniger stark auf Reize, die sonst Freude bereiten würden. Das erklärt, warum sich viele Betroffene emotional flach oder distanziert fühlen.

Expertenwarnungen: Lust und Belohnung sind eng verbunden

Dr. Bronwyn Holmes, Hormonspezialistin an einer US-Abnehmklinik, beschreibt die Wirkung der Spritzen als „Dämpfung der Dopamin-gesteuerten Belohnungssignale“. Diese chemischen Veränderungen helfen zwar, Heißhunger und zwanghaftes Essverhalten zu kontrollieren, können aber unbeabsichtigte Auswirkungen auf andere Lebensbereiche haben. Aktivitäten, die normalerweise als angenehm empfunden werden – etwa Intimität oder auch ein Glas Wein – verlieren ihren Reiz. Die Expertin betont, dass dieser Effekt individuell unterschiedlich stark ausgeprägt ist. Während manche kaum Veränderungen bemerken, berichten andere über einen fast vollständigen Verlust des sexuellen Verlangens. Solche Nebenwirkungen können die psychische Verfassung belasten und Partnerschaften auf die Probe stellen.

Abnehmspritze dämpft Lustgefühl – Nimmt auch die Libido ab?
Abnehmspritze dämpft Lustgefühl – Nimmt auch die Libido ab?

Dopamin und der Lustkern: Warum weniger Belohnung auch weniger Sex bedeutet

Dr. Kent Berridge von der University of Michigan hat untersucht, wie eng die Dopamin-Aktivierung mit Lustempfinden verbunden ist. Seine Forschung zeigt: Wird die Dopamin-Ausschüttung durch Medikamente wie Semaglutid oder Tirzepatid gehemmt, sinkt automatisch das Verlangen nach sexueller Befriedigung. Der sogenannte Nucleus accumbens – der „Lustkern“ des Gehirns – reagiert dann weniger stark auf stimulierende Reize. Das führt zu einer Verringerung von Motivation und Freude, auch außerhalb des Essverhaltens. Das Gehirn lernt quasi, Belohnungssignale zu ignorieren. Für viele Patientinnen und Patienten kann das zunächst entlastend sein, weil Essattacken ausbleiben. Langfristig kann es jedoch auch zu einer emotionalen Leere führen, die das Selbstbild und die Beziehung zu anderen Menschen beeinflusst.

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Rückkehr der Libido nach Absetzen der Abnehmspritze

Trotz der beunruhigenden Berichte gibt es Hoffnung: Laut Dr. Holmes sind die meisten Libido- und Stimmungseinbußen reversibel. Nach dem Absetzen der Medikamente normalisieren sich die Dopamin-Signale im Gehirn wieder, und das Lustempfinden kehrt zurück. Wie lange dieser Prozess dauert, ist individuell verschieden. Einige Patientinnen berichten über eine schnelle Besserung, andere brauchen Wochen oder Monate. Entscheidend ist, die Dosisänderung immer ärztlich zu begleiten. Da groß angelegte Studien noch fehlen, sind die langfristigen Auswirkungen auf das Sexualverhalten derzeit unklar. Trotzdem gilt: Wer deutliche Veränderungen seiner Libido bemerkt, sollte diese offen mit seinem Arzt oder seiner Ärztin besprechen, um gegebenenfalls eine alternative Therapie zu prüfen.

Unterschiede zwischen Ozempic, Wegovy und Mounjaro

Die drei bekanntesten Präparate unterscheiden sich in Wirkstoff und Zulassung:

Medikament Wirkstoff Zulassung Anwendung
Ozempic Semaglutid Behandlung von Typ-2-Diabetes Nur für Diabetiker zugelassen
Wegovy Semaglutid (höhere Dosierung) Gewichtsreduktion bei Adipositas (BMI ≥ 30) Verschreibungspflichtig zur Gewichtsabnahme
Mounjaro Tirzepatid Behandlung von Typ-2-Diabetes und Adipositas Doppelte Wirkung auf Insulin- und Appetitregulation

Die unterschiedlichen Dosierungen und Wirkmechanismen könnten auch erklären, warum manche Betroffene stärkere Libido-Veränderungen spüren als andere. Während Wegovy gezielt auf Gewichtsreduktion abzielt, wirkt Mounjaro gleichzeitig auf zwei Hormonpfade im Körper. Diese komplexen Wechselwirkungen machen deutlich, dass eine medizinische Überwachung während der Therapie essenziell ist.

Fazit
Abnehmspritzen wirken tief im Belohnungssystem des Gehirns – mit Folgen, die weit über den Appetit hinausgehen. Wenn Lust und Motivation schwinden, kann das Beziehungen und Wohlbefinden beeinträchtigen. Wichtig ist, solche Veränderungen ernst zu nehmen und ärztlich zu begleiten. In den meisten Fällen ist der Effekt vorübergehend, doch er zeigt, wie eng Körper, Psyche und Hormone verbunden sind.

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