Dinner Cancelling: Wirkung und Risiken des Abendfastens
Dinner Cancelling – also der bewusste Verzicht auf das Abendessen – gilt als eine Form des intermittierenden Fastens. Anhänger versprechen sich davon Anti-Aging-Effekte, bessere Regeneration und einen fitten Körper bis ins hohe Alter. Doch während die Methode simpel klingt, bringt sie neben möglichen Vorteilen auch Risiken mit sich. Wissenschaftlich gesichert sind viele Behauptungen bisher nicht, weshalb ein kritischer Blick wichtig bleibt. Im Folgenden erfährst du, wie Dinner Cancelling funktioniert, welche Wirkung es haben soll und für wen es ungeeignet ist.
Das Wichtigste in Kürze
- Dinner Cancelling bedeutet, ab dem späten Nachmittag keine Mahlzeit mehr einzunehmen.
- Zwischen letzter Mahlzeit und Frühstück sollen rund 14 Stunden liegen.
- Anhänger:innen sehen darin eine Möglichkeit, den Körper zu verjüngen.
- Risiken sind Kreislaufprobleme, Unterzucker oder Schlafstörungen.
- Ärztlicher Rat ist nötig bei Vorerkrankungen, Essstörungen oder Schwangerschaft.
Was ist Dinner Cancelling?
Dinner Cancelling bezeichnet eine Ernährungsweise, bei der das Abendessen ausfällt, um eine Fastenphase von rund 14 Stunden einzuhalten.
Wie funktioniert Dinner Cancelling?
Dinner Cancelling basiert auf einem klaren Prinzip: Zwischen der letzten Mahlzeit am Nachmittag und dem Frühstück am nächsten Morgen liegt eine längere Nahrungspause. Die Empfehlung lautet, die letzte Mahlzeit gegen 16 oder 17 Uhr einzunehmen. Danach dürfen nur noch kalorienfreie Getränke wie Wasser oder Kräutertee konsumiert werden. So entsteht eine Fastenphase, die mit Formen des intermittierenden Fastens vergleichbar ist.
Der Unterschied besteht darin, dass beim Dinner Cancelling die Abendstunden bewusst frei von fester Nahrung bleiben. Im Alltag bedeutet das, dass abendliche Snacks oder ein üppiges Abendbrot wegfallen. Befürworter betonen, dass diese Umstellung schnell spürbar sei, da man leichter einschlafen könne und sich am Morgen fitter fühle. Kritiker:innen halten dagegen, dass dieser Rhythmus nicht zu jedem Lebensstil passt, besonders für Menschen mit spätem Arbeitsalltag. Entscheidend ist, dass man tagsüber ausgewogen isst, um genügend Energie und Nährstoffe aufzunehmen.
Hormone und mögliche Anti-Aging-Effekte
Die Befürworter:innen von Dinner Cancelling verweisen auf körpereigene Hormone, die während der Fastenzeit vermehrt ausgeschüttet werden sollen. Melatonin, das Schlafhormon, wird in der Dunkelheit freigesetzt und reguliert den Schlaf-Wach-Rhythmus. Gleichzeitig steigt nachts die Produktion von Somatropin, einem Wachstumshormon, das Fettreserven abbaut und die Muskulatur stärkt. Es wird außerdem mit Zellregeneration und straffer Haut in Verbindung gebracht.
Studien im Tierversuch deuten darauf hin, dass eine reduzierte Nahrungsaufnahme die Ausschüttung solcher Hormone fördert. Bei Fruchtfliegen verlängerte sich die Lebensspanne im Labor teilweise um 50 Prozent. Ob diese Ergebnisse auf Menschen übertragbar sind, ist jedoch noch offen. Stiftung Warentest weist ausdrücklich darauf hin, dass gesicherte Erkenntnisse fehlen. Dennoch nutzen viele Menschen Dinner Cancelling als Anti-Aging-Strategie, auch wenn die langfristigen Effekte beim Menschen wissenschaftlich nicht belegt sind.
Risiken und mögliche Nebenwirkungen
So verlockend die versprochenen Effekte klingen – Dinner Cancelling ist nicht frei von Risiken. Der Körper kann in Unterzucker geraten, wenn lange keine Energie zugeführt wird. Typische Folgen sind Kreislaufprobleme, Kopfschmerzen und innere Unruhe. Auch Schlafstörungen sind möglich, wenn Heißhunger in der Nacht einsetzt. Manche Menschen frieren schneller, da die Körpertemperatur absinkt. Besonders kritisch ist Dinner Cancelling für Menschen mit einem ohnehin schwankenden Blutzuckerspiegel oder mit bestehenden Vorerkrankungen.
Ein weiterer Nachteil: Wer tagsüber nicht auf eine ausgewogene Ernährung achtet, riskiert Nährstoffmängel. Außerdem kann der soziale Aspekt des Abendessens fehlen, was für viele Familien- und Freundeskreise ein wichtiger Bestandteil des Tages ist. Deshalb sollte Dinner Cancelling nie ohne Reflexion ausprobiert werden und auf individuelle Bedürfnisse abgestimmt sein.
Dinner Cancelling „light“ als Kompromiss
Für viele ist der komplette Verzicht auf das Abendessen zu radikal. Daher empfehlen manche Befürworter eine abgeschwächte Variante. Bei diesem Ansatz verzichtet man nur ein- bis zweimal pro Woche auf die Abendmahlzeit. Alternativ kann die letzte Mahlzeit nicht schon am Nachmittag, sondern gegen 18 Uhr erfolgen. Auf diese Weise verlängert sich die Fastenphase zwar weniger, aber sie bleibt für den Alltag praktikabler. Wichtig ist, dass die Mahlzeiten, die man tagsüber zu sich nimmt, ausgewogen sind.
Vollkornprodukte, Gemüse, gesunde Fette und Proteine helfen, den Körper stabil zu versorgen. Diese „light“-Variante wird von vielen als Einstieg genutzt, um zu prüfen, ob Dinner Cancelling überhaupt zum eigenen Lebensstil passt. Sie reduziert die Belastung durch Heißhungerattacken und Kreislaufprobleme und lässt sich auch besser mit Beruf und Familie vereinbaren.
Alternativen zum Abendfasten
Wer sich nicht mit dem kompletten Auslassen des Abendessens anfreunden kann, hat Alternativen. Besonders sinnvoll ist es, ein leichtes Abendessen zu bevorzugen. Ein kleiner Salat, eine Gemüsesuppe oder gedünstetes Gemüse mit etwas Eiweiß sind deutlich bekömmlicher als schwere Speisen mit viel Fett oder Zucker. Diese Varianten belasten die Verdauung weniger und verhindern, dass der Körper nachts intensiv arbeiten muss. Auch späte Snacks, die oft nebenbei beim Fernsehen gegessen werden, sollte man bewusst vermeiden.
Schon allein durch den Verzicht auf Knabbereien am Abend kann sich die Schlafqualität verbessern. Wer zudem auf ausreichend Flüssigkeit achtet, profitiert von einem stabileren Stoffwechsel. So lässt sich der Gedanke hinter Dinner Cancelling abgemildert umsetzen, ohne dass man das Abendessen vollständig streichen muss.
Für wen Dinner Cancelling ungeeignet ist
Nicht jede Person sollte Dinner Cancelling ausprobieren. Besonders ungeeignet ist die Methode für Menschen mit Essstörungen, da der bewusste Verzicht leicht in ungesundes Essverhalten kippen kann. Auch Schwangere und Stillende sollten darauf verzichten, da der Körper in dieser Phase einen erhöhten Energiebedarf hat. Für Menschen mit chronischen Erkrankungen, insbesondere im fortgeschrittenen Stadium, gilt das Gleiche. Hier kann ein längeres Fasten den Körper zusätzlich schwächen.
Wer Medikamente einnimmt, sollte ebenfalls vorsichtig sein, da viele Präparate mit Mahlzeiten kombiniert werden müssen. Grundsätzlich gilt: Dinner Cancelling sollte niemals ohne ärztliche Rücksprache begonnen werden, wenn gesundheitliche Risiken bestehen. Für gesunde Erwachsene kann es eine interessante Methode sein, solange man auf den eigenen Körper hört und auf Warnsignale wie Schwindel oder starken Hunger reagiert.
Dinner Cancelling im Vergleich zu anderen Fastenmethoden
Während Dinner Cancelling vor allem das Abendessen ausspart, verfolgen andere Formen des intermittierenden Fastens unterschiedliche Zeitfenster. Besonders bekannt ist die 16:8-Methode, bei der 16 Stunden gefastet und in einem 8-Stunden-Fenster gegessen wird. Hier liegt der Vorteil darin, dass die Mahlzeiten flexibler gestaltet werden können, da sowohl Frühstück als auch Mittagessen im Zeitfenster liegen. Das 5:2-Fasten wiederum setzt auf normale Ernährung an fünf Tagen und Kalorienreduktion an zwei Tagen der Woche.
Im Vergleich dazu ist Dinner Cancelling leichter umzusetzen, erfordert aber mehr Konsequenz am Abend. Studien zeigen, dass 16:8 etwas besser untersucht ist und bereits moderate Verbesserungen im Stoffwechsel nachgewiesen wurden. Für Einsteiger:innen kann es daher sinnvoll sein, verschiedene Methoden zu testen und den eigenen Alltag sowie gesundheitliche Bedürfnisse zu berücksichtigen.
Praktische Tipps für den Alltag mit Dinner Cancelling
Wer Dinner Cancelling ausprobieren möchte, sollte seinen Tagesablauf anpassen. Wichtig ist, dass die letzte Mahlzeit ausreichend sättigend ist und komplexe Kohlenhydrate, Eiweiß und gesunde Fette enthält. So bleibt der Blutzuckerspiegel stabil, und Heißhungerattacken in der Nacht treten seltener auf. Empfehlenswert sind etwa Vollkornnudeln mit Gemüse und Fisch oder ein Linseneintopf. Wer spät arbeitet oder abends Sport treibt, sollte prüfen, ob sich die Methode überhaupt in den eigenen Lebensrhythmus integrieren lässt.
Hilfreich ist es, am Abend bewusst Rituale einzubauen, wie ein Spaziergang, Meditation oder das Trinken von Kräutertee, um das Hungergefühl zu reduzieren. Auch ein geregelter Schlafrhythmus erleichtert den Einstieg erheblich.
Studienlage: Was ist wirklich belegt?
Die wissenschaftliche Datenlage zu Dinner Cancelling ist noch dünn. Zwar gibt es zahlreiche Tierstudien, die auf positive Effekte von verlängerten Fastenphasen hindeuten, doch Studien am Menschen sind bislang begrenzt. Einzelne Untersuchungen deuten an, dass längere Esspausen den Insulinspiegel senken und die Fettverbrennung anregen können. Eine Studie der Universität Graz untersuchte beispielsweise „Early Time-Restricted Feeding“ und fand Verbesserungen im Blutzuckerstoffwechsel. Allerdings fehlen Langzeitdaten, die Effekte über mehrere Jahre dokumentieren.
Auch Aussagen zum Anti-Aging sind bisher nicht belegt, da sie meist auf Hormonveränderungen oder Tierversuche zurückgehen. Für eine fundierte Empfehlung braucht es groß angelegte Studien, die verschiedene Altersgruppen und Lebensstile einbeziehen. Bis dahin sollte Dinner Cancelling eher als Selbstexperiment betrachtet werden, nicht als gesicherte Gesundheitsstrategie.
Fazit
Dinner Cancelling klingt nach einem einfachen Schlüssel zu mehr Jugend und Vitalität, doch die wissenschaftliche Basis ist schwach. Während manche positive Effekte spüren, riskieren andere Kopfschmerzen, Heißhunger oder Kreislaufprobleme. Eine „light“-Variante oder ein leichtes Abendessen sind für viele praktikabler. Wer Dinner Cancelling dennoch ausprobieren möchte, sollte auf seinen Körper achten und bei gesundheitlichen Risiken unbedingt ärztlichen Rat einholen. Ob es wirklich verjüngend wirkt, bleibt vorerst unbewiesen.
